Herausforderungen und Perspektiven - Gedanken zum Welthumanist*innentag

Der heutige Welthumanist*innentag ist eine gute Gelegenheit, um über die Lage des Humanismus nachzudenken - ein Kommentar von Michael Bauer, Vorstand der Humanistischen Vereinigung:

Uns Europäer*innen sind viele Errungenschaften des säkularen Denkens, der Wissenschaften und der geistigen Freiheit selbstverständlich geworden. Das ist einerseits gut, weil unser Lebensstil, der European Way of Life, mit seinen Werten wie Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und sozialer Sicherheit tief in unseren staatlichen Institutionen verankert ist. Doch andererseits ist diese Selbstverständlichkeit trügerisch, denn sie ist beim genaueren Hinsehen nicht vorhanden. Politische Interessen auf der extremen Rechten, aber auch der populistischen Linken streben einen Umbau dieser Institutionen auf der Grundlage autoritärer und reaktionärer Ziele an, und sie erhalten dafür zunehmende Unterstützung bei Wahlen. Prominentes Beispiel dafür ist schon seit einigen Jahren Ungarn, aber inzwischen sind auch immer mehr Gründungsmitglieder der EU wie Italien, Frankreich, die Niederlande und leider auch Deutschland betroffen. Selbst auf unserer humanistischen „Insel der Seligen“ dürfen wir nicht vergessen, dass wir die Errungenschaften der Freiheit verteidigen müssen, wenn wir sie nicht verlieren wollen.

In einer noch weit finstereren Dimension gilt dies für unseren östlichen Nachbarn Ukraine, der sich gegen einen blutigen Eroberungsversuch Russlands wehren muss. Russlands Ziel ist die Ausbreitung des ideellen Konstrukts einer „russischen Welt“, deren faschistische Züge immer deutlicher zu erkennen sind. In dieser „russischen Welt“ des Kremls könnten wir Humanist*innen kaum existieren, ohne Repression, Verfolgung, Inhaftierung oder Schlimmeres befürchten zu müssen.

In viel zu vielen Gesellschaften vor allem des globalen Südens haben Humanist*innen mit Verfolgung und Unterdrückung zu kämpfen, in manchen sogar mit der Bedrohung ihres Lebens durch Fanatiker*innen, religiös aufgepeitschte Mobs oder verbrecherische staatliche Institutionen. Ihnen gilt unsere Solidarität, und wir lassen sie nicht aus unserem Blick.

Trotz aller Widrigkeiten: Humanist*innen hoffen auf eine Welt, in der das rationale Argument zählt und in der Mitmenschlichkeit und Empathie die Grundlage des Zusammenlebens sind, und wir versuchen durch unser Handeln, dieser Vision näher zu kommen. Doch auch vor unserer Haustür müssen wir erkennen, dass dies nur möglich sein wird, wenn wir unsere offenen Gesellschaften entschlossen gegen diejenigen verteidigen, die ganz andere Ziele verfolgen. Das Dilemma, wie mit den Feinden der offenen Gesellschaften unseres Globus‘ umgegangen werden soll, ohne die eigenen Werte zu beschädigen, wird uns wohl noch lange beschäftigen.

Vielleicht hilft es, wenn wir uns bewusst machen, wieviel wir erreicht haben – und wieviel auf dem Spiel steht. Atemberaubende technische Möglichkeiten, medizinischer Fortschritt, steigende Lebenserwartung, ein noch nie gekanntes Ausmaß an gesellschaftlichem Wohlstand (womit über dessen fairer Verteilung noch nichts gesagt ist), all dies ist begründet in unserer Art und Weise, an die Dinge heranzugehen. Neugierig Forschen und sich nicht auf irgendwelche Autoritäten beschränken, selbst Denken anstatt andere für sich Denken lassen, sein Leben in die Hand nehmen, anstatt auf höhere Mächte zu hoffen – humanistische Überzeugungen sind die positiven Grundlagen unserer Zivilisation.

Humanist*innen haben also allen Grund, selbstbewusst und vielleicht sogar mit Stolz auf den Anteil ihrer Weltsicht am Fortschritt der Menschheit zu blicken. Und sie haben ebenfalls allen Grund, wachsam zu bleiben.

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